Ischa
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"Causa Schönstatt"- Stellungnahme der Schönstattpatres vom 4. Juli

Er hat uns immer motiviert, Schönstatt aus Wahrheit, Gerechtigkeit und solidarischer Liebe aufzubauen

P. Diogo Barata im Namen der Schönstatt-Patres in Spanien | Brief an die Schönstatt-Bewegung in Spanien •

Die Schönstattpatres in Spanien möchten mit Ihnen eine erste Reflexion über die Nachrichten der letzten Stunden teilen. Es handelt sich um eine Untersuchung kürzlich freigegebener historischer Archive, die Anschuldigungen wegen angeblichen Missbrauchs durch unseren Gründer ans Licht gebracht haben. Pater Josef Kentenich – wie allen bekannt ist – wurde als Folge einer apostolischen Visitation Anfang der 1950er Jahre aus seiner Arbeit entfernt. Es scheint, dass es im Rahmen dieser Untersuchung mehrere Anschuldigungen von Mitgliedern der Gemeinschaft der Marienschwestern gab, die Machtmissbrauch, Gewissensmissbrauch und in einem Fall auch sexuellen Missbrauch erlitten hatten. All dies war von Beginn des Seligsprechungsprozesses an in den Unterlagen enthalten, die der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse zur Verfügung gestellt worden waren, und wurde gebührend studiert.—

Die im Artikel der Deutschen Tagespost vom 1. Juli 2020 erwähnten Dokumente, die bisher intern wie extern unzugänglich waren, könnten neue Daten bieten, die das Wissen über diesen Lebensabschnitt des Gründers bereichern würden. Dieser Prozess erfordert jedoch eine Zeit der gründlichen Untersuchung der Tatsachen und einer solchen Dokumentation, die uns dazu führt, sowohl die Situation der betroffenen Personen als auch das Handeln Pater Kentenichs zu verstehen. Dass andere Dimensionen dessen, was in diesen Jahren geschah, bekannt werden, kann nur eine gute Sache sein. Für die Bewegung und für die Kirche.

Wie Sie wissen, ist ein Teil des Ausbildungsweges Priestertum der Schönstatt-Patres in der Vorbereitung auf das gerade das historische Wissen über die Geschehnisse in diesen konfliktreichen Exiljahren, die durch verschiedene Ursachen motiviert waren. Aber, wie wir gesehen haben, ist dieses Wissen begrenzt, weil wir keinen Zugang zu bestimmten zurückgehaltenen Informationen hatten, weder über das Innenleben anderer Gemeinschaften noch über den Seligsprechungsprozess Pater Kentenichs.

Und gleichzeitig möchten wir uns heute dafür entschuldigen, dass wir nicht alles, was wir wussten, an die gesamte Bewegung weitergegeben haben. Angesichts der heiklen Natur der Informationen und des Respekts vor den beteiligten Personen und Gemeinschaften fehlte uns der Mut.

Wir verstehen die Verwirrung und Unsicherheit, die in der ganzen Schönstattfamilie und auch außerhalb davon aufgetreten ist. Im gemeinsamen Schmerz sind wir davon überzeugt, dass der Zugang zur ganzen Wahrheit uns eine tiefere Kenntnis des Charismas unseres Gründers ermöglichen wird. Er hat uns immer motiviert, Schönstatt aus Wahrheit, Gerechtigkeit und solidarischer Liebe aufzubauen. Wir bekunden unsere Verfügbarkeit und unser Interesse, gemeinsam über diese Themen nachzudenken.

Wir glauben zutiefst an die Einladung Jesu: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien.“ (Joh 8,31). Unsere vorsehungsgläubige Sichtweise ermutigt uns zur Hoffnung und verpflichtet uns zu einer gründlichen historischen Untersuchung, die uns zur Erkenntnis der ganzen Wahrheit führen wird.

Wir schließen uns Papst Franziskus in seiner Aufgabe an, die Kirche zu führen und zu reinigen. Und wir erflehen mit Maria, unserer Mutter und Königin, die Gaben des Heiligen Geistes.

P. Diogo Barata

Oberer der Schönstattpatres in Spanien
SvataHora
"Wir schließen uns Papst Franziskus in seiner Aufgabe an, die Kirche zu führen und zu reinigen." Diese "Zusammenarbeit" wird aber eine Drecksauerei!! 😡 Da hilft auch die katholisch-anmutende Bezugnahme auf Maria nichts!
Ischa
"Darf ich Dolmetscher Eurer Gedanken und Empfindungen sein? So oft habe ich an dieser Stelle im Namen der Kirche Weihen angenommen. Jede bot ein besonderes Bild, je nach der Vorbereitung, je nach der Stimmung, die gerade herrschte. Als wir letzten Ostern hier knieten, war es meine Aufgabe, die Kandidaten auf die Weihe vorzubereiten, die letzte Hand an sie zu legen. Das ist dieses Mal nicht notwendig …Mehr
"Darf ich Dolmetscher Eurer Gedanken und Empfindungen sein? So oft habe ich an dieser Stelle im Namen der Kirche Weihen angenommen. Jede bot ein besonderes Bild, je nach der Vorbereitung, je nach der Stimmung, die gerade herrschte. Als wir letzten Ostern hier knieten, war es meine Aufgabe, die Kandidaten auf die Weihe vorzubereiten, die letzte Hand an sie zu legen. Das ist dieses Mal nicht notwendig. Ihr wisst bereits um die Bedeutung der Weihe. Die ganze Tagung mit ihren großen Gedanken war darauf eingestellt. Es bleibt mir dann weiter nichts übrig, als Eure Gedanken und Empfindungen zu sagen. Und da meine ich aus Euren Augen das Bekenntnis herauslesen zu dürfen: „Wir stehen vor einer Schicksalswende unseres Lebens!“ Oder täusche ich mich?

[1.1 Die Weihe als Besiegelung unserer Sendung]

Bislang hat in unserer Bewegung das Gesetz gegolten: „Was ihr ererbt von euren Vätern, erwerbt es, um es zu besitzen!“

Die vor Euch hier gekniet, die vor Euch hier gestanden haben, wie haben die diesen Tag herbeigesehnt, wie haben sie ihn in ihrer Erinnerung das ganze Leben hindurch festgehalten! Wie manche Tränen hat es vor der Weihe schon gegeben, Freudentränen – Leidenstränen, je nachdem der Kandidat angenommen oder abgewiesen wurde. In diesen Tagen fiel mir noch ein Briefchen in die Hände, das der erste Gymnasiast, der im Mai 1915 aufgenommen wurde, an seine Bundesbrüder hinausgeschickt auf die Kriegsschauplätze und in die Garnisonen: „Jetzt“, so heißt es darin, „ist der Würfel gefallen, jetzt weiß ich, was ich will. Jetzt ist die Schicksalsstunde meines Lebens angebrochen!“

Habt Ihr auch diese Begeisterung, dieses tiefe Durchdrungensein von der Bedeutung des Tages erworben in diesen Tagen? Es schien zwar eine Zeit lang, als ob das Wort auf unsere Gymnasiastenbewegung passte:

„Die groß geschaut und groß gebaut, die ruhen in den Särgen,
auf ihren Gräbern wandeln wir als ein Geschlecht von Zwergen!“

Aber das schien nur so. Die jetzige Tagung mit ihrem Anfang, ihrem Aufbau, ihrer Vollendung hat gezeigt, was Gott und die Gottesmutter in den letzten Jahren in unserer kleinen Gemeinschaft gewirkt.

Für mich ist es das Bedeutsamste, dass ihre Wirkungen so tiefgreifend sind, obwohl die Zentrale die Gymnasiastenbewegung bewusst vernachlässigte. Mit großer Dankbarkeit ernten wir heute, was andere gesät. Ich denke da vor allem an unsere Bundespriester in den Konvikten. Von jetzt ab habt Ihr einen sachkundigen und zielsicheren Führer. Die neuen Saatkörner, die er so reichlich ausgestreut, werden gewiss vielfältige Frucht bringen.

„Was Ihr ererbt von euren Vätern, erwerbt es, um es zu besitzen!“ Ich habe mir erzählen lassen, wie hoch Ihr in diesen Tagen die Forderungen gespannt habt für die Weihe. Das beweist mir, dass das alte Traditionsgut, dass der ererbte Heldengeist auch in Euren Gliedern herrscht, dass Ihr Geist vom Geiste unserer Heldensodalen habt.

Soll ich Euch aber tiefer einführen, Euch klarer sagen, was in Eurer Seele vorgeht? Soll ich der Dolmetscher Eurer tiefsten Gedanken sein? Euer Herz brennt in diesem Augenblick, Ihr seid durchdrungen von der Bedeutung der Stunde, weil die Weihe in sich schließt:"

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