Josef P.
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Bericht über die Demo vor dem Hofer-Ministerium

Es war kalt. Trotz vielen Schichten von Pullovern und Jogging-Hosen biss der Wind in das Menschlein zu Füßen der Bürokraten-Burg an der Mündung des Wienflusses in den Donaukanal. Ich packte den Faltsessel aus dem Rollwagerl aus und steckte ihn zusammen, ein Wunder der Technik, nicht viel größer als ein Knirps.
Ich hatte laminierte Plakate mit, den Brief an Minister Hofer, ein großes Bild meines Sühne-Kreuzes aus Abtreibungsinstrumenten, das Bild eines Babys in der 12. Woche und zwei Plakate mit je 20.000 kleinen Kreuzchen in 100er-Blöcken für die rund 40.000 toten ungeborenen Babys, die seit Angelobung der Neuen Regierung umgebracht wurden. Nicht etwa von Islamisten, Rechts-oder Linksradikalen sondern durch von der Regierung legalisierte Abtreibungsärzte, die in höchst fahrlässiger und verantwortungsloser Weise die Mütter in Not auch noch vor dem „Auftrags-Mord“ „beraten“ dürfen, ein Schildbürger-Streich von Gevatter Tod.
Die Plakate wollte ich auf den Gehsteig legen, wie ich es von früheren Demos gewohnt bin, aber der Wind packte sie und ich tanzte auf dem Boden herum, um auf die Plakat-Ecken zu steigen, damit sie nicht wie Drachen davon schossen. Ich hatte schon einige Erfahrung mit der ungeberdeten Winds-Braut von früher und so stellte ich den Sessel auf die Ecken der Plakate und setzte mich darauf. Jetzt zappelten die Bilder, aber ich saß auf ihrem Schwanz. Sie konnten nicht ausreißen.
Plötzlich tauchte im linken Augenwinkel ein Schatten auf. Ich jubelte innerlich auf. Mein alter Freund Lubi war mit seinem Drahtesel gekommen. Ich möchte ihm immer sagen, dass er wie Rex Harrison aussieht, aber ich vergesse es jedes Mal. Er hat mich drei Jahre hindurch, als ich vor der Nuntiatur fastete und nach jeweils 20 Kilo Abnehmen schon fast so dünn wie ein Blatt Papier war, in seiner Wohnung aufwärmen lassen. Dafür half ich ihm, als sein Küchenfester fast ganz zugmauert wurde. Er gewann den Prozess, die Mauer musste abgerissen werden, aber er wurde erpresst. Die Mauer bleibt oder Kündigung. Also adjeu liebe Sonne in der Küche! Nun ist es am Tag finster wie in einem mittelalterlichen Gefängnis. Seit zehn Jahren kennen wir uns jetzt.
Kaum hatten wir angefangen, die triste Lage des dahin sterbenden Österreich zu beklagen, kam der nächste treue Gefährte, der Generalsekretär der Christlichen Partei Österreichs, Dr. Rudolf Gehring, der bei den vorletzten Präsidentschafts-Wahlen 5,5 Prozent der Stimmen erhielt und das ORF-Volksbegehren mit rund 350.000 Unterzeichnern initiierte. Jetzt waren wir also die Versammlung von den drei Personen, die ich als Demo bei der Polizei angemeldet hatte. Doch niemand kam, um nachzuzählen.
Nachdem wir eine halbe Stunde dem scharfen Wind widerstanden und auch Fotos gemacht hatten, schritten wir zur Einnahme der Tinten-Burg. Ich durfte in der Post-Eingangsstelle mein Bittscheiben, das mit drei Unterschriften veredelt war, abgeben. Dazu erhielt ich auf den Papier-Block von rund 30 Seiten verzweifelter einseitiger Korrespondenz einen Stempel und dazu erhielt ich auch noch eine amtliche Bestätigung. Welch ein herrliches Kapitulations-Schreiben! Dann durfte ich mit dem Büro von Minister Hofer telefonieren. Von plötzlicher Dreistigkeit befallen, ersuchte ich die Dame vom Büro des Ministers herunter zu kommen, um ihr das Schreiben persönlich überreichen zu können. Tatsächlich kam sie herunter und ich erklärte ihr, dass wir eine polizeilich anerkannte Demonstration durchführen. Sie wird die Eingabe an Minister Hofer weiterleiten. Die Übergabe-Forderung einer Wort-Spende konnte ich also aushändigen. Somit war die Mission beendet und ich konnte zur Heimfahrt aufbrechen. Zuvor sammelt Lubi noch einige Plakate aus der Gegend auf, die nach der Entlastung des Sessels ausgerissen und auf Wanderschaft geflogen waren.
Erleichtert, dass die Mission für Erste gut gegangen ist, konnte ich einigermaßen frohgemut und nach der Einverleibung einer Käsekrainer gestärkt, nach Hause ins Waldviertel fahren.
Tags darauf, rief ich die Dame vom Minister-Büro an und fragte, wann mein Schreiben beantwortet wird. Für die Zeit der Beantwortung wird die Demonstration ausgesetzt. Man ist ja fair. Auch um einen Termin bei Minister Hofer ersuchte ich. Termine sind nicht möglich und eine Antwort werde ich bekommen. Wann? Na das kann sie nicht sagen, in ein paar Wochen vielleicht. Das war mir zu ungewiss. Ich fragte, ob ich in drei Tagen wieder anrufen darf. Ja, darf ich.
Wie wird es jetzt weitergehen? Ein paar Tage werde ich warten. Dann werde ich vielleicht die Belagerung zur Herausgabe von ein paar Wortspenden wieder aufnehmen. Vielleicht wird es auch schon wärmer sein, hoffe ich. Auch vor der FPÖ-Zentrale kann ich demonstrieren und für Vizekanzler Strache eine Petition übergeben. Er hat ja ebenfalls versprochen, die Beratung verbessern und eine Überlegungszeit einführen zu wollen.
Ja, so ist das in Österreich, wenn man Menschen vor dem Martertod retten möchte. Die Politik hat andere Sorgen. Man will nicht anstreifen an die Volks-Ausrottung. Da ist es doch viel schöner, sich mit der Erprobung von Tempo 140 auf Autobahnen zu spielen,
bellis perennis
Sie haben erreicht, was sie sich erträumt haben: Der Kickl hat seine Polizeipferde, der Hofer seine 140 km/h auf der Autobahn und der Strache hoffentlich bald seinen Papamonat. Die sind am Ziel ihrer politischen Wünsche. Was kümmern sie da noch die abgetriebenen Kinder?