Erzbischof Zollitsch zum interreligiösen Treffen in Assisi

(gloria.tv/ DBK.de) Am 27. Oktober 2011 findet auf Einladung von Papst Benedikt XVI. im italienischen Assisi ein „Tag der Reflexion und des Gebets für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt“ statt. Dazu erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch:

„Täglich erreichen uns Nachrichten von Gewalt, Unrecht und kriegerischen Auseinandersetzungen. In vielen, ja zu vielen Ländern unserer Erde bestimmen Hass, Zwietracht und Unterdrückung die Atmosphäre zwischen den Menschen. Umso dankbarer dürfen wir Papst Benedikt für seine Initiative sein, die Vertreter von zahlreichen Weltreligionen und Konfessionen zu einem gemeinsamen Tag der Reflexion und des Gebets am 27. Oktober erneut nach Assisi einzuladen. Mit diesem interreligiösen Treffen werden Religionsführer bezeugen, dass Religionen den Frieden fördern wollen und dass Religion niemals zur Rechtfertigung von Hass oder Gewalt missbraucht werden darf. Ich sehe die Begegnung in Assisi als Impuls und Chance eines weltweiten Dialogs. Der Heilige Vater knüpft damit an die Initiative seines Vorgängers, Papst Johannes Paul II., an, der vor 25 Jahren zum ersten Mal zu einer solchen Begegnung nach Assisi einlud.

In der Folge hatte der Papst 1993 und – unmittelbar nach dem 9. September 2001 – im Januar 2002 nach Assisi eingeladen. Gerade von diesem letzten großen Treffen hallen die Worte des Heiligen Vaters noch immer in unseren Herzen. Sie sind gleichsam das Programm, worum es 25 Jahre nach dem ersten Treffen und neun Jahre nach dem letzten Treffen von Assisi geht: „Der Dialog mit Gott bietet uns die Gelegenheit zu bekräftigen, dass wir in Gott die herausragende Vereinigung der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit finden … Die Religionen dienen dem Frieden. Sie und vor allem ihre Führer haben die Aufgabe, in den Menschen unserer Zeit ein neues Bewusstsein zu wecken hinsichtlich der Dringlichkeit, den Frieden aufzubauen.“

Papst Benedikt XVI. hat sich den Dialog mit den Religionen zur eigenen Aufgabe gemacht. Unermüdlich sucht er nach Wegen, ins Gespräch mit den Religionen zu kommen. Noch vor wenigen Wochen durften wir zwei bewegende Begegnungen bei uns in Deutschland erleben, als Papst Benedikt mit den Vertretern der jüdischen Gemeinde und der Muslime zusammentraf. In allen Gesprächen hat er mit Überzeugung und Respekt vor den anderen Religionen vertreten, worauf es ankommt: auf den Glauben an Gott und den sichtbaren Einsatz, den Frieden durch die Religion zu fördern. Es gibt keinen wahren Frieden, ohne dass die Religionen sich gegenseitig respektieren und die Würde jedes einzelnen Menschen gewahrt wird. Der Friede kann auch im dritten Jahrtausend nur wachsen durch den gemeinsamen Einsatz aller gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung und für das Recht jedes Menschen auf Leben und Entwicklung. Jeder Mensch, unabhängig von seiner Rasse und Religion, seinen Begabungen und seinem Geschlecht, ist Bild Gottes. Dieser Grundsatz gilt für alle Ebenen des menschlichen Lebens, für das Miteinander in Familie, Nachbarschaft und Gemeinwesen, wie auch für das Zusammenleben der Völker und der Kontinente.

Der von Papst Benedikt für den 27. Oktober 2011 ausgerufene Tag der Reflexion ist nicht nur ein kurzer Moment des Innehaltens. Die Botschaft von Assisi will die Welt dauerhaft verändern. Das Motto des diesjährigen Treffens ist auch ein Programm für uns in Deutschland: „Pilger der Wahrheit, Pilger des Friedens“. Mit diesem Leitwort unterstreicht der Heilige Vater einmal mehr, dass Frieden und Wahrheit nicht gegeneinander gestellt werden dürfen. Frieden ist nicht das Resultat religiöser Gleichmacherei. Frieden kann es nicht geben um den Preis der Aufgabe der eigenen Identität. Richtig ist vielmehr: Wenn wir – auch im interreligiösen Gespräch – mit Ernsthaftigkeit nach der Wahrheit suchen, werden wir fähig zum Frieden und bereit, der Gerechtigkeit zum Durchbruch zu verhelfen. Und wir Christen bezeugen gerade durch einen friedlichen Dialog der Religionen jenen Gott, der selbst die Liebe ist.

Ich rufe zum Gebet für das Gelingen des Friedenstreffens von Assisi auf und lade alle ein, anlässlich dieses Treffens vertieft über die Frage nach dem eigenen Beitrag zu Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit nachzudenken. Mögen uns die Worte, die Papst Johannes Paul II. zum Abschluss an das Treffen 2002 nach einer Erklärung aller Religionsvertreter sprach, dabei helfen: „Nie wieder Gewalt! Nie wieder Krieg! Nie wieder Terrorismus! Im Namen Gottes bringe jede Religion der Welt Gerechtigkeit und Frieden, Vergebung und Leben, Liebe!“
michael7
Bringen wirklich "die Religionen" Gerechtigkeit, Frieden, Vergebung, Leben und Liebe, wie bei den Assisi-Treffen immer wieder unterstellt wurde?
Ist es nicht vielmehr so, dass nur die Hinwendung zum wahren Gott Liebe und Versöhnung bringen kann, worauf sich sogar die Christen immer wieder neu besinnen müssen, um nicht den Namen Christi zu missbrauchen?
Wird nicht auf diese Hinführung zum wahren …Mehr
Bringen wirklich "die Religionen" Gerechtigkeit, Frieden, Vergebung, Leben und Liebe, wie bei den Assisi-Treffen immer wieder unterstellt wurde?

Ist es nicht vielmehr so, dass nur die Hinwendung zum wahren Gott Liebe und Versöhnung bringen kann, worauf sich sogar die Christen immer wieder neu besinnen müssen, um nicht den Namen Christi zu missbrauchen?

Wird nicht auf diese Hinführung zum wahren Gott verzichtet, wenn Joh. Paul II. für Assisi 1986 zu heidnischen Kulten aufforderte und unterschiedslos "die radikale Treue zu den religiösen Traditionen" einforderte?
Galahad
Guten Abend zusammen.
Ich glaube ja auch, daß seine Exzellenz es wirklich von Herzen gut meint und versöhlich sein möchte, zum Wohle aller.
Aber dennoch frage ich mich folgendes:
"Im Namen Gottes bringe jede Religion der Welt Gerechtigkeit und Frieden, Vergebung und Leben, Liebe!"
Wie ist dieser Satz vom sel. Johannes Paul II genau zu verstehen, damit jede Art des Synkretismus und Relativismus, …Mehr
Guten Abend zusammen.
Ich glaube ja auch, daß seine Exzellenz es wirklich von Herzen gut meint und versöhlich sein möchte, zum Wohle aller.
Aber dennoch frage ich mich folgendes:

"Im Namen Gottes bringe jede Religion der Welt Gerechtigkeit und Frieden, Vergebung und Leben, Liebe!"

Wie ist dieser Satz vom sel. Johannes Paul II genau zu verstehen, damit jede Art des Synkretismus und Relativismus, den der Selige mit Sicherheit nicht gemeint hat, augeschlossen wird. Wie genau war er gemeint?
Wenn doch Buddhisten an gar keinen Gott glauben, Muslims die wesensnotwendige Dreieinigkeit Gottes nicht nur ablehen, sondern sogar verurteilen etc.
Wie ist es gemeint, daß diese Menschen gemeinsam etwas "im Namen Gottes" tun können, wenn sie Gott doch gar nicht kennen und diese Religionen gar nicht von Gott im eigentlichen Sinne sprechen?
Es wäre noch besser und hilfreich, fände ich, wenn Se. Ex. Erzbischof Zollitsch das noch genauer erläutert hätte.
Möge der sel. Johannes Paul II. der wissen wird wies gemeint war für uns und auch für das nächste Assisi-Treffen bitten. Und ebenso für die Bekehrung der Menschen aus den anderen Religionen zum Katholischen Glauben.

Gottes und der Heiligen Jungfrau Segen und eine geruhsame Nacht wünscht,

Stephan Karl
😇 🤗
Renée_Krüger
Erzbischof Zollitsch ist ein Mann der Versöhnung und des Ausgleichs.
Latina
sehr gut gesagt!