Doris
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Das neue Gebot der Liebe

Das neue Gebot der Liebe, gemessen an der Liebe Christi, ist die Seele des neuen Bundes

"Ein neues Gebot gebe ich euch: Ihr sollt einander lieben! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben! Daran sollen alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe habt zueinander!" (Joh 13,34f.)

Neu ist das Gebot, weil es durch Christi Beispiel eine neue Weihe und Verdienstlichkeit erhält. Neu ist auch die Würde der Nächstenliebe, insofern wir Christus in seinen Brüdern und Schwestern bedienen dürfen: Was ihr dem Geringsten der Meinen getan habt, hat ihr Mir getan!

Als unsere urchristlichen Vorfahren in der blutigen Arena sich ein letztes Mal umarmten, riefen selbst die gefühllosen Heiden aus: "Seht die Christen, wie sie einander lieben und einer für den anderen zu sterben sich anbietet." (hl. Tertullian)

Den Grafen Tolstoi flehte ein in Lumpen gehüllter Greis um eine Gabe an. Er greift in seine Tasche, merkt aber, dass er sein Geld zu Hause gelassen hat. Da ergreift er die schmutzige Hand des Bettlers, drückt sie und sagt: "Verzeiht, Bruder, ich habe nichts bei mir und kann euch nur diesen Händedruck geben." Da gleitet ein Lächeln über die elenden Züge, und dankend spricht der Greis: "Das ist auch eine Gabe. Ihr habt mich Bruder genannt."

P. Gebhard Heyder, Volksbibel. Neues Testament, S. 328