Auszug aus einer Biographie einer Sektengründerin

"MARIA UND DER KLEINE KIESELSTEIN

Denn Little Pebble ist, das kann man getrost sagen, der schamloseste Betrüger, der sich derzeit in der Szene der falschen Propheten und Seher tummelt. Geboren am 16. Mai 1950 in Köln als Wilhelm Kamm und schon früh nach Australien ausgewandert, gibt er an, seit einem 18. Geburtstag mit Gott und der Heiligen Jungfrau zu sprechen. Seit 1983 will er regelmäßige Erscheinungen von Jesus und Maria haben, die ihm seine göttliche Mission offenbarten. Er, der sich (in demütigem Gegensatz zu Petrus, dem Felsen) kleiner Kieselstein nennt (Little Pebble), solle die Gläubigen in der bevorstehenden Apokalypse anführen bis zur Wiederkunft des Herrn. So gründete er in Nowra eine Kommune, die er Orden des hl. Charbel nannte und sammelte Jünger um sich nach eigenen Angaben 200 Ordensangehörige vor Ort, 100 weitere in anderen Provinzen des Landes, 500 freiwillige Mitglieder und 750.000 Anhänger in 24 Ländern der Erde. Gott hat einen Bund mit Little Pebble geschlossen, behauptete er 2002 auf seiner Website, Little Pebble ist Marias Prophet, der auf Papst Johannes Paul II. folgen und als letzter Stellvertreter Christi die Kirche führen wird. Zuvor würde er von dem polnischen Papst zum Bischof geweiht und als Nachfolger auserkoren werden, um gemeinsam mit ihm den Antichrist zu besiegen. Als Johannes Paul II. 2005 verstarb, erkannte seine Bewegung zwar Benedikt XVI. an, behauptete aber, Johannes Paul II. würde bald von den Toten auferstehen, um Kamm zu weihen, der jetzt dem Ratzinger-Papst im Amte folgen müsse.

Zu diesem Zeitpunkt war Kamms dubioser Orden längst offiziell von der Kirche verurteilt worden. 2002 veröffentlichte der Bischof von Wollongong, Peter Ingham, ein von der römischen Glaubenskongregation bestätigtes Dekret, das Kamms absurde Annahmen ausdrücklich zurückwies. Zwei Theologen und zwei Kirchenrechtler hätten die Schriften des Sehers gründlich geprüft und zu Irrlehren erklärt, die in klarem Widerspruch zur Lehre, Disziplin und Autorität der katholischen Kirche stünden. Little Pebble kündigte daraufhin an, die Diözese auf 300 Millionen Dollar Schadensersatz verklagen zu wollen.

Kurz darauf stand Kamm selber vor Gericht. 2005 wurde er wegen Unzucht mit einer Minderjährigen zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. 2007 folgte eine weitere Verurteilung zu jetzt fünfzehn Jahren Haft wegen eines 15jährigen Mädchens, das er ebenfalls sexuell missbraucht hatte. Kamm verteidigte sich mit der Behauptung, die Gottesmutter habe ihn beauftragt, 12 Königinnen und 72 Prinzessinnen um sich zu sammeln, um als neuer Abraham nach der Apokalypse ein neues auserwähltes Volk zu zeugen.

Schon 1991 hatte er sich die damals 19jährige Bettina Lammermann zur Zweitfrau genommen, weil ihm die Gottesmutter offenbart hatte, seine Frau Anna würde bald in den Himmel kommen. Statt zu sterben ließ Anna Kamm sich daraufhin allerdings scheiden. Erst als er mit ihr bereits zwei Kinder gezeugt hatte, erfuhr Zweitfrau Bettina, dass der Seher eine dritte mystische Ehe mit dem polnischen Teenager Bozena Golebiowska führte.

Doch auch Kamms Absurditäten haben ihren Vorläufer. So gestand er offen, seine Berufung in Bayside/Long Island empfangen zu haben, das seit 1970 Schauplatz weiterer falscher Marienerscheinungen wurde. Dort (und später auf dem Gelände des Vatikan-Pavillons im Park der Weltausstellung von Flushing Meadows/New York) behauptete die Hausfrau Veronika Lueken, bis zu ihrem Tod 1995 regelmäßig mit der Gottesmutter gesprochen zu haben. Ihre umfangreichen Botschaften wurden von einem aktiven Anhängerkreis in aller Welt verbreitet. Lueken behauptete nicht nur, dass das Ende der Welt durch einen Kometen unmittelbar bevorstünde, sie erklärte auch in den frühen 1970ern, eine Verschwörung im Vatikan habe Papst Paul VI. gestürzt und durch einen Doppelgänger ersetzt. Am 4. November 1986 distanzierte sich das Bistum Brooklyn offiziell von der Seherin und ihren Anhängern.

Nun könnte man Kamms Sympathie für die Warnung als irrelevant für den Wahrheitsgehalt ihres Inhalts werten, wenn nicht noch etwas den australischen Gegenpapst mit der irischen Seherin verbinden würde. Nämlich ihr engster Vertrauter, der umtriebige Ex-Zahnarzt, Geschäftsmann und begeisterte Radfahrer Breffni Cully. Cully hält nicht nur unter dem Pseudonym Joseph Gabriel in den USA Seminare über die Warnung, er ist auch zunächst zusammen mit Marys Tochter Sarah Carberry Mitinhaber des Verlages Trumpet Publishing Limited, in dessen Tochterunternehmen Coma Books sämtliche Original- und fremdsprachlichen Ausgaben des mittlerweile dreibändigen Buches der Warnung sowie das dazugehörige Kreuzzugs-Gebetbuch erschienen. Genauer gesagt: Laut dem Irish Business Report wurde der das Unternehmen Coma Books am 25.2.2013 registriert, sein alleiniger Eigner ist die Trumpet Publishing Limited, Block 4 Harcourt Center, Harcourt Street, Dublin. Diese wurde am 6. Juni 2012 mit einem Aktienkapital von einer Million Euro von Cully und Carberry aus der Taufe gehoben. Am 14. Januar 2013 zog sich Sarah Carberry als Direktorin aus der Firma zurück und machte Platz für den Deutschen Martin Roth aus Köln, der die deutschsprachige Website zur Warnung betreibt und hierzulande die Bücher vertreibt.

Trotz seiner vielfältigen Kontakte hat Cully nur zwei Freunde auf seiner Google+-Seite, nämlich seinen Vermögensverwalter und eine gewisse Christine Lammermann aus Nowra in Australien. Sie ist die Schwiegermutter des Little Pebble William Kamm, lebt noch immer im Hauptquartier der Sekte und vertreibt erfolgreich über das Internet Natur- und Gesundheitsprodukte. Auf Facebook gehört sie nicht nur dem harten Kern der Warnungs-Promoter, den Warriors of God an, sondern zählt auch den JTM Adm (Jesus to Mankind-Administrator) zu ihren Freunden, der die zahlreichen Warnungs-Gruppen auf Facebook koordiniert. Auf ihrer Twitter-Seite verlinkt sie regelmäßig, zeitgleich mit ihrem offiziellen Erscheinen, die neuesten Botschaften von Maria Divine Mercy. Der amerikanische Midwaystreet-Blog, der neben den Recherchen des irischen katholischen Theologen Ronald Conte jr. maßgeblich zur Aufdeckung der Identität von Maria Divine Mercy beitrug, vermutet in ihr sogar die Ghostwriterin der oder zumindest einiger Warnungs-Botschaften. Eines der Kreuzzugsgebete soll sie mit den Worten Ich hoffe, Ihnen gefällt, was ich geschrieben habe kommentiert haben. Zweifellos aber bediente sich Mary McGovern des weltweiten Netzwerkes der Little Pebble-Jünger, um ihre eigenen Botschaften schnell und effizient zu verbreiten. So zitierte sie auf ihrer website einen Fr. Marie-Paul als ersten Priester und Theologen, der die Warnungs- Botschaften für echt befand. Nur dass der Mann weder ein katholischer Priester noch ein Theologe ist, sondern ein Mitglied der Kamm-Sekte. Später sprang ein Bischof Malcolm Broussard für die irische Seherin in die Bresche, erklärte auf Facebook : Diese Botschaft der Gottesmutter ist sehr erbaulich und berührt mich tief. Möge Jesus alle segnen, die diese Botschaft lesen und sie inspirieren, Maria zu lieben und ihr helfen, Seelen zu ihrem göttlichen Sohn Jesus zu führen. Der Mann ist ein ehemaliger Priester der Diözese Houston-Galveston/Texas, der wegen moralischer Verfehlungen 1989 in den Laienstand zurückversetzt wurde. Damals schloss er sich der Kamm-Sekte an und wurde offiziell zum geistlichen Führer des Sehers. Als er sich 2003 in München von einem exkommunizierten, schismatischen Vagantenbischof zum Bischof weihen ließ, war seine ipse facto -Exkommunikation die kirchenrechtliche Konsequenz. Offensichtlich hält jetzt auch er Maria Divine Mercy für die legitime Nachfolgerin des nach wie vor inhaftierten Little Pebble."
Erich Christian Fastenmeier
Leider gibt es im kath. Bereich und auch hier bei Gtv sehr viele Sektierer.
Aquila
Danke für die wichtigen Darlegungen!