Einspruch in Sachen „1000plus“

9. April 2014


Vor einigen Tagen hatte ich mein Unverständnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass es der Lebensschutzinitiative „1000plus“ in einigen deutschen Bistümern schwer bis unmöglich gemacht wird, ihr Angebot zu unterbreiten und umzusetzen. Nun erhielt ich aus dem Bistum Augsburg eine Reaktion, die betont, ich werde damit „dem Bischof bzw. den Verantwortlichen der Diözese nicht ganz gerecht“. Da ich grundsätzlich schon bemüht bin, jeder Sache und vor allem jedem Menschen gerecht zu werden (wenigstens das), möchte ich die Gegendarstellung auszugsweise veröffentlichen. Der Leser (sein Name ist mit bekannt) schreibt:

„Die besagte Aktion konnte 40 Pfarreien im Bistum Augsburg dafür gewinnen, am Ende des Gottesdienstes für sie Werbung zu machen und Spenden zu akquirieren. Dabei würde gegenüber den Gläubigen der Eindruck erweckt, es existiere seitens des Bistums keine Beratung für Schwangere im Sinne des Lebensschutzes.

Man kann nun – wie so oft im kirchlichen Bereich – über Mängel in der Kommunikation, über fehlende Abstimmungen, Kenntnisse und Rückfragen u. dgl. sprechen. Das ist die eine Sache. Auch darüber, dass sich die Kirche mit Privatinitiativen von Gläubigen als Institution immer etwas schwertut.

Aber auf der anderen Seite muss auch klar sein, dass die kirchliche ‚Infrastruktur‘, dass gerade Gotteshäuser und -dienste der Kirche nicht dazu da sind, für Privatinitiativen Spenden zu sammeln und Werbung zu machen. Wenn jemand auf der Straße Gläubige anspricht oder irgendwo Werbeveranstaltungen durchführt, um für seine Aktion zu sammeln, kann und will ihm das niemand verbieten. Aber der Bischof ist der Ortsordinarius, und jede noch so gut gemeinte Initiative muss das respektieren und darf nicht in seinem Verantwortungsbereich ‚wildern‘, wozu eben die Veranstaltungen und Einrichtungen der Diözese gehören.

Es gibt im Bistum Augsburg 14 katholische Beratungsstellen für Schwangere. Es gibt eine bundesweite Online-Beratung. Und seit 1999 gibt es den Bischöflichen Hilfsfond Pro Vita. Die Suggestion oder Behauptung, es existiere de facto keine katholische Beratung für das Leben, ist also schlichtweg falsch, ob sie aus Unwissenheit oder Voreingenommenheit verbreitet wird.

Wenn nun jemand auftritt und sagt Ich berate katholisch, ich berate im Sinne der Kirche, dann kann man das glauben oder nicht. Man kann es aber vor allem nicht wissen, weil man die Berater nicht ausgebildet und nicht ausgesucht hat, weil man ihnen gegenüber keine Weisungsbefugnis und keine Kontrollmöglichkeit hat. Das gleiche gilt für die Verwendung der Spenden und die Aufsicht darüber.

Es geht also nicht nur darum, dass das Bistum sagt, wir können nicht einer Parallelstruktur beim Spendensammeln helfen, sondern: Wir können auch nichts dazu sagen, ob die Verwendung der Mittel, ob die Qualifikation der Berater, ob die Durchführung der Beratungen in unserem Sinne ist.

Das alles hat nichts damit zu tun, ob man in dieser Hinsicht jemals genug tun kann. Aber der Zweck heiligt eben nicht die Mittel.“

Soweit die Stellungnahme, die ausdrücklich als „persönliche“ verstanden werden soll, nicht etwa als „offizielle“ Position der Diözese. Ich bin dem Verfasser dankbar für seine Zeilen, bin aber noch nicht hundertprozentig überzeugt davon, dass eine bessere Lösung nicht möglich gewesen sein soll. Soweit ich die Initiative „1000plus“ kenne, ist sie durchaus um Transparenz bemüht, veröffentlicht Zahlen und gibt Auskunft über ihre Beratungstätigkeit. In einem Gespräch wären offene Fragen also sicherlich zu beantworten gewesen.

Bleibt also doch die Frage offen, warum ein Bistum – nicht nur das Bistum Augsburg – nicht in einen Dialog mit engagierten Laien eintritt, um im Zuge dessen vielleicht doch zu einer qualifizierten Einschätzung zu kommen und eine Kooperation zu vereinbaren – oder eben nicht. Es ist jedenfalls schade, dass in einem so wichtigen Themenfeld, wie es der Lebensschutz nun mal ist, nicht mehr Gemeinsamkeit im Handeln zugunsten des Lebens erreichbar scheint.

(Josef Bordat)

Kommentare sind geschlossen.