Weltbild-Mitarbeiter hoffen auf Kardinal Marx
Dem Münchner Kardinal fällt wohl eine Schlüsselrolle bei der Rettung des Augsburger Medienunternehmens zu.
Im Kreis der katholischen Gesellschafter der angeschlagenen Augsburger Verlagsgruppe Weltbild besteht Uneinigkeit über den Umgang mit dem Unternehmen. Nach Recherchen unserer Zeitung ist das der Hauptgrund, warum bis heute die vor gut einem Jahr beschlossene Stiftungslösung für den Konzern nicht umgesetzt wurde. Das Thema sei in einigen Diözesen auf die lange Bank geschoben worden, heißt es in gut unterrichteten Kreisen.
Keine Gewinne, die Stiftung zufließen könnten
Dabei hatten die Gesellschafter des Medien- und Versandunternehmens, darunter zwölf Diözesen, beschlossen, sämtliche Anteile an Weltbild in eine Stiftung einzubringen. Diese würde demnach alleiniger Gesellschafter der Verlagsgruppe. Nach dem Plan verzichten die Gesellschafter auf eine Gewinnausschüttung. Zumindest derzeit gibt es aber keine Gewinne, die einer Stiftung zufließen könnten. Das Unternehmen hat eingeräumt, dass der Umbau des Verlagshauses zu einem stärkeren Onlinegeschäft zu „einer vorübergehenden Verlustsituation“ führe.
Weltbild in Zangenlage
Demnach – und darauf verweisen Insider – befindet sich Weltbild in einer Zangenlage. Auf der einen Seite drückt die angespannte Finanzsituation, auf der anderen die Uneinigkeit der Anteilseigner. Manche Bischöfe könnten, so heißt es, mit Weltbild wenig anfangen, sähen es lieber, wenn sich die Kirche von dem Unternehmen trennen würde.
In der Vergangenheit hatten Kirchenmänner über von Weltbild vertriebene Bücher mit zum Teil erotischem Inhalt den Kopf geschüttelt. Auch ein Verkauf des Unternehmens wurde geprüft. Doch es kam nicht dazu. Nun scheint der Münchner Kardinal Reinhard Marx Druck zu machen, um eine Stiftungslösung auf den Weg zu bringen. Er wird von der Frankfurter Allgemeinen damit zitiert, dass sich die Bischöfe in kurzer Frist entscheiden müssten, ob sie „in organisierter Unverantwortlichkeit“ verharren wollten oder die Eigentümerschaft in eine neue Rechtsform überführen.
Marx macht wohl Druck
Ob es dem durchsetzungsfähigen Marx gelingt, die Reihen für einen Fortbestand Weltbilds zu schließen, ist offen. Doch durch die Berichte über die prekäre Lage des Unternehmens ist Dynamik in den Fall gekommen. Der Weltbild-Aufsichtsrat hat, wie unsere Zeitung erfuhr, Vertreter der kirchlichen Gesellschafter für den 16. September zu Gesprächen eingeladen. Und am 25. September steht Weltbild auf der Tagesordnung der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz.
Hier könnten die Gesellschafter beschließen, den Verlag für den Umbau zum Digitalkonzern mit zusätzlichem Geld auszustatten und die Stiftung lebendig werden zu lassen. Gerüchte über den gefährdeten Fortbestand des Unternehmens würden dann wohl verstummen.
Stiftung existiert wegen interner Differenzen noch nicht
Derweil gehen die Spekulationen aber munter weiter. So wird gerätselt, warum sich Weltbild jüngst von seinem 50-prozentigen Anteil an der Verlagsgruppe Droemer Knaur getrennt und diesen an den bisherigen Partner Holtzbrinck abgegeben hat. Braucht Weltbild die Erlöse aus dem Geschäft zur Stärkung der Digitalsparte? Das Augsburger Unternehmen nahm dazu gestern nicht Stellung und machte keine Angaben zum Verkaufspreis. Der auf Belletristik, Unterhaltungsliteratur und Sachbücher spezialisierte Verlag erzielte 2012 einen Umsatz von 57,5 Millionen Euro.
Für den Vorsitzenden des Weltbild-Betriebsrates, Peter Fitz, sind das harte Zeiten. „Die Belegschaft kann verunsichert werden“, sagt er. Dass die Stiftung noch nicht existiert, missfällt ihm: „Das scheint an internen Differenzen zu liegen.“ In Augsburg hofft man jetzt auf einen Macher aus München. Und der heißt Reinhard Marx.
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